Chronik von Striesenow
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Teterow
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Chronik von Striesenow

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Chronik

700 Jahre striesenow

700 Jahre Striesenow

 

Die nachfolgende Chronik soll die Entwicklungen und Veränderungen des Dorfes Striesenow in 700 Jahren veranschaulichen. Aufgebaut wurden diese Aufzeichnungen auf Nachweise im Archiv Güstrow, Kirchenchronik Warnkenhagen, Dorfchronik Diekhof, Zeitungsartikel aus dem Jahre 1936 sowie mündliche Überlieferungen von Einwohnern des Dorfes Striesenow, deren Geschlecht mehrere hundert Jahre in Striesenow wohnte.

 

In der Hoffnung, dass es gelingt, etwas Licht in das Dunkel der Vergangenheit von Striesenow zu bringen, soll die nachfolgende Niederschrift dem 700. Geburtstag des Dorfes Striesenow gewidmet sein.

 

Die erste urkundliche Überlieferung über das Dorf Striesenow stammt aus dem Jahre 1285, so im Archiv in Güstrow und in einem Zeitungsartikel des Rostocker Anzeigers vom 9.12.1936. Somit sind im Jahre 1985  700 Jahre Geschichte über Striesenow vergangen. Das Dorf Striesenow muss aber im Jahre 1285 bereits bestanden haben, da es in der urkundlichen Niederschrift wie folgt heißt: " Im Jahre 1285 verkaufte Fürst Heinrich von Werle einen Teil von Teterow und das Dorf Striesenow im Amt Güstrow an das Heilige-Geist-Hospital in Lübeck. Für Striesenow wurden 1278 Gulden gezahlt."

 

Es ist verständlich, wenn Striesenow mit Teterow in Zusammenhang gebracht wird. Noch heute liegt Striesenow an der Grenze des Kreises Teterow. Das erste Striesenow wurde erbaut auf einen neuen Wiesen eingebetteten Ackerland links unten rechts des ehemaligen Landweges Striesenow-Warnkenhagen. Links liegen die Wiese Zabel, großer Moor und Förster Wiese. Rechts ist es Wiese kleiner Moor. Das zirka 5 Hektar große Ackerland trägt heute noch den Namen "Alt Striesenow ". In Striesenow wohnten damals 10 Bauern, die völlig als Untertanen lebten und den Junkern sogar teilweise ihre Arbeitskraft zur Verfügung stellen mussten. Seit dem Bestehen des Dorfes Striesenow galt der Grundsatz: " Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, " der bis 1945 andauerte.

 

Striesenow war 10 Hufen (800 Morgen) groß. Die Abgaben des gesamten Dorfes an das Hospital in Lübeck betrugen 20 Gulden Pacht, 10 Rauchhühner, Hof- und sonstige Dienste. Dieser Zustand wehrte über 200 Jahre. Am 9. Juni 1493 belehnten die Herzoge Johann und Balthasar ihre Vasallen Hennecke und Johann von Lehsten auf Gottin mit Hofdiensten aus Striesenow. Über Striesenow herrschten während dieser Zeit drei Herren: 1. das Hospital in Lübeck, 2. der mecklenburgische Herzog und 3. von Lehsten.

 

Der Landesherr bekam 15 Gulden, 10 Schweine, 10 Rauchhühner, 10 Topf Flachs, 4 Scheffel Roggen, 4 Scheffel Gerste, 4 Scheffel Hafer, von jedem Bauer die Turkensteuer von 8 Schilling sowie die Landesbede von 2 Mark je Hufe. Die Hofdienste waren bei von Lehsten wie folgt zu leisten: Jeder Bauer 10 Tage Spannedienste (Pflügen) und zwei Tage Handdienste (mähen). Im Ganzen leistete das Dorf im Jahr 120 Tage Hofdienst.

 

1567 verweigerte Striesenow die Landesbede an das Hospital in Lübeck. Der Bürgermeister von Lübeck begann mit einem Prozess, der zwanzig Jahre dauerte. Der Wohlstand der Striesenower Bauern war dahin, der Acker lag wüst und mancher ging mit dem Bettelstab vom Hof. Vom 28. zum 29. Oktober 1589 wurden die 10 Bauern nach Güstrow gebracht. Ihre Strafe betrug: 4 Wochen Gefängnishaft, zwei Schilling Strafe und Anerkennung der Frondienste. In den nächsten Jahren erfolgten 10 Pfändungen. Bei der dritten Pfändung waren es 10 Schweine, 10 Ochsen, 7 Speckseiten und Wirtschaftsgegenstände.

Die letzte Pfändung erfolgte im Jahre 1601.

 

Weitere Teile des Dorfes Striesenow lagen an der Straße nach Diekhof. Hier war das Gut entstanden, dass auch viele Veränderungen über sich ergehen lassen musste. Weitere Bauern wohnten, so mündliche Überlieferungen, ebenfalls an der Straße nach Diekhof. Hier waren es die Bauern Kracht, Schulz und Seemann. Bestätigt wird dies durch die heute noch gültigen Benennungen von "Krachten Teich", "Schulzen-Wiese " und "See ". Letzterer ist ein kleines Wasserloch rechts der Straße nach Diekhof gelegen. Im Jahre 1636 lebten in Striesenow 10 Bauern, 1639 waren es nur noch drei. 1725 waren es wieder 7. Im 18. Jahrhundert verschwanden sämtliche Bauernstellen, sodass es in Striesenow keine Bauern mehr gab. Somit bestand nur noch das Gut Striesenow.

 

In Striesenow war die Bauernschaft sehr veränderlich.

 

1552     waren es 10 Doppelhuf-Bauern des Heiligen-Geist-Hospitals

1611     waren diese Bauern herzoglich

1636     waren es wieder 10 Doppelhuf-Bauern

1643     waren es 7 Doppelhufner und 3 verwüstete Stellen

1673     waren diese dem Junker Lehsten unterstellt

1674     dem Junker Hahn

1725     beackerten 7 Bauern jeder 3 Hufen (210 Morgen)

1738     wurden alle Bauern durch "Hahn" belegt, Alt-Striesenow erlosch und es gab nur noch das Gut Striesenow mit leibeigenen Kätnern.

 

Eben so geschah es in den Dörfern, welche den Junkern Vieregge, oder anderen Adligen unterstanden. Die von Lehsten brachten namenloses Elend über das Dorf Striesenow. Von Lehsten entwickelte sich zum Raubritter. 9 Pferde, 8 Ochsen und 5 Schweine wurden auf Befehl des Herzogs gepfändet. Von Lehsten selbst führte 57 Ochsen weg. Er verbot den Nachbarn der Striesenower, ihnen zu helfen. 1611 zahlten die Herzoge Adolf Friedrich und Hans-Albrecht 1000 Gulden an das Lübecker Hospital und erhielten das völlig ruinierte Dorf Striesenow. Nachdem Dreißigjährigen Krieg 1650 lag Striesenow wüst da. Und 1673 belehnte Adolf Friedrich von Lehsten mit Striesenow. Das Gut Striesenow ging 1675 in die Hände des Grafen Hahn auf Diekhof über. Dies geschah infolge eines Tauschvertrages zwischen Landrat Hahn, von Lehsten und Junker Ludwig Hahn auf Diekhof. In dem benachbarten Lissow bestanden die Bauernstellen weiter. So wurden 1738 Christian Schwaß und Ludwig Salow aus Striesenow auf Befehl des Grafen Hahn auf Bauernstellen in Lissow gesetzt. Das Gut Striesenow hatte seine heutige Lage. Natürlich erfolgten auch hier in den Jahren Veränderungen. Die ersten Häuser waren an dem ehemaligen Weg nach Lissow-Bau und Warnkenhagen errichtet. Vor ca. 25 Jahren wurden diese Häuser abgerissen, weil ein Wohnen darin nicht mehr möglich war, und die jetzt bestehenden Häuser erbaut. Wann und durch wen das ehemalige Gutshaus erbaut wurde, ist nicht festzustellen.

 

Um die Profite durch die ständig steigenden Frondienste und die Bindung der ausgebeuteten Leibeigenen an ihre Gutsbetriebe zu sichern, waren die Junker Hahn, von Lehsten, Vieregge usw. mit die Schrittmacher der gesetzlichen Anerkennung der Leibeigenschaft. Der Weg war von den benachbarten Ländern Brandenburg und Pommern gezeigt worden. So kam denn auch in Mecklenburg im Jahre 1645 die berüchtigte Gesinde-Ordnung heraus. Mit diesem Klassengesetz der Junker hatte die Gutsherrenschaft ihre volle Ausprägung gefunden. Der Untertan „Arbeiter“ war seinem Herrn mit diesem Gesetz öffentlich-rechtlich, privat-rechtlich und familien-rechtlich unterworfen. So gab zum Beispiel der Junker auch den Heiratskonsens. In Streitfällen war der Gutsherr Kläger und Richter zugleich. Die Gesinde-Ordnung wurde von Zeit zu Zeit geändert, aber stets zugunsten des Junker.

 

Nachfolgend ein wortgetreuer Auszug aus der Gesinde-Ordnung vom 9. April 1899:

 

§ 30.     Der Zuzug und Abzug der Dienstboten findet statt:

 

a)       am Dienstag nach Ostern,

b)       am 24. Juni oder, falls dieser auf einen Sonntag fällt, am folgenden Tage,

c)       am 24. Oktober oder, falls dieser auf einen Sonntag fällt, am folgenden Tage,

d)       am ersten Wochentage nach den Weihnachtsfeiertagen.

 

§ 32.     Die Kündigung steht beiden Teilen an den gesetzlichen Umzugstagen (§30) und innerhalb der  darauf folgenden Woche zu der Folge zu, dass die Beendigung des Dienstverhältnisses am nächsten Umzugstage stattfindet.

 

§ 33.     Von der Dienstherrschaft kann das Dienstverhältnis ohne Kündigung nur in folgenden Fällen aufgehoben werden:

 

1.       wenn dem Dienstboten diejenige Geschicklichkeit wesentlich mangelt, die zu besitzen er bei der Vermietung ausdrücklich angegeben hat, oder wenn ihm diejenige Geschicklichkeit, welche durchschnittlich vorausgesetzt werden muss, gänzlich mangelt;

2.       wenn der Dienstbote von einem Leiden oder einem Gebrechen befallen wird, welches ihn zur Leistung der verheißenen Dienste unfähig macht;

3.       wenn er erkrankt und die Krankheit länger als 14 Tage dauert;

4.       wenn Dienstboten schwanger sind;

5.       wenn der Dienstbote von venerischen oder ekelerregenden Krankheiten befallen wird;

6.       wenn er an epileptischen Zuständen leidet und die Dienstherrschaft dies beim Eingehen des Dienstvertrages nicht wusste;

7.       wenn er sich dem Trunke ergibt und trotz Ermahnung davon nicht ablässt;

8.       wenn er Unzucht treibt;

9.       wenn er voraus gegangener Warnung ungeachtet mit Feuer und Licht unvorsichtig umgeht;

10.   wenn er den schuldigen Gehorsam in solchen Dingen beharrlich und ausdrücklich verweigert, welche die Dienstherrschaft von ihm zu fordern berechtigt ist;

11.   wenn er in Untersuchungshaft genommen wird und diese länger als 14 Tage dauert;

12.   wenn er sich Beleidigungen oder Tätlichkeiten gegen die Dienstherrschaft, deren Hausgenossen bzw. die zur Aufsicht über das Gesinde bestellten Haus- und Wirtschaftsbeamten zu Schulden kommen lässt oder im Dienste Veruntreuungen, Unterschlagungen, Diebstähle oder Betrügereien begeht oder sein Nebengesinde zu dergleichen verleitet;

13.   wenn er zu einer, die Dauer von einer Woche übersteigenden Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt wird;

14.   wenn Dienstboten ohne Vorwissen und Genehmigung der Dienstherrschaft während der Nacht heimlich fremden Leuten Zutritt in das Haus gestatten, ohne Erlaubnis wiederholt während der Nacht das Haus verlassen oder wiederholt die Nacht außerhalb des Hauses zubringen oder gegen das Verbot der Dienstherrschaft wiederholt öffentliche Tanzvergnügungen oder Wirtshäuser besuchen;

15.   wenn der Dienstbote zu einer militärischen Übung, die länger als 6 Wochen dauert, einberufen wird;

16.   wenn Dienstboten, welchen die Wartung von Kindern obliegt, durch Vorsatz oder Fahrlässigkeit deren Leben oder Gesundheit gefährden;

17.   wenn Dienstboten in der Wartung des ihnen anvertrauten Viehs sich wiederholt – vorausgegangener Warnung unbeachtet – unzuverlässig erweisen oder wenn Dienstboten im Besitze ihrer Herrschaft befindliches Vieh boshaft quälen oder roh misshandeln;

18.   wenn die Herrschaft von dem Gesinde bei der Annahme durch Vorzeigung falscher Zeugnisse hintergangen worden ist.

 

In den Fällen Nr. 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16 und 17 ist die Entlassung nicht mehr zulässig, wenn die zu Grunde liegenden Tatsachen der Dienstherrschaft länger als eine Woche bekannt sind.

 

Außerdem ist die Dienstherrschaft befugt, das Dienstverhältnis ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist aufzulösen, wenn sie dem Dienstboten neben dem vollen Lohn des laufenden Vierteljahres als Entschädigung für die unzeitige Entlassung noch einen vierteljährigen Lohn zahlt. Diese Bestimmung findet keine Anwendung auf Dienstboten, welche der vierteljährigen Kündigung nicht unterliegen.

 

§ 34.     Von dem Dienstboten kann das Dienstverhältnis ohne Kündigung nur in folgenden Fällen aufgegeben werden:

 

1.       wenn ihm von der Dienstherrschaft Misshandlungen zugefügt werden;

2.       wenn er durch Krankheit oder körperliche Gebrechen zur Fortsetzung des Dienstes unfähig wird;

3.       wenn die Eltern des Dienstboten wegen einer erst nach Antritt des Dienstes vorgefallenen Veränderung ihrer Umstände, namentlich zur Pflege im Alter oder in Krankheiten, ihn nicht entbehren können, oder wenn der Dienstbote zur wirtschaftlichen Erhaltung eines Besitzes, einer Pachtung oder eines Gewerbes die unentbehrliche oder einzige Stütze der Angehörigen wird und dieser Umstand nicht durch freie Entschließung des Dienstboten oder seiner Angehörigen herbeigeführt worden ist;

4.       wenn die Dienstherrschaft ihn während des Dienstes zu Handlungen, welche gegen die Gesetze oder guten Sitten verstoßen, hat verleiten oder ihn vor dergleichen unerlaubten Zumutungen gegen Personen, welche zur Familie gehören oder sonst im Hause aus- und eingehen, nicht hat schützen wollen;

5.       wenn die Dienstherrschaft ihm den fälligen Lohn nicht zahlt und die Aufforderung des Dienst- boten dazu zwei Wochen unberücksichtigt lässt;

6.       wenn die Dienstherrschaft außerhalb der Großherzogtümer verzieht oder bei einem Umzuge nach einem anderen Orte innerhalb der Großherzogtümer dem Dienstboten nicht den Ersatz der Kosten der Rückkehr nach dem früheren Dienstorte verheißt, für den Fall, dass solche Rückkehr unmittelbar nach Beendigung des Dienstverhältnisses erfolgt.

 

In den Fällen Nr. 1 und 4 ist der Austritt aus dem Dienst nicht mehr zulässig, wenn die zu Grunde liegenden Tatsachen dem Dienstboten länger als eine Woche bekannt sind.

 

§ 43.     Jeder Dienstbote ist verpflichtet, sich mit dem Dienstbuche zu versehen.

 

Nach Eintritt des Dienstboten in einen Dienst und nach erwirkter Ausfüllung der Rubriken 2 und 3 des Dienstbuches – vergl. § 48 – hat die Dienstherrschaft dasselbe bis nach erfolgter Aufkündigung des Dienstes in Verwahrung zu nehmen. Auf amtliches Verlangen ist die Herrschaft zur Vorlage des Dienstbuches verpflichtet.

 

§ 44.     Das Dienstbuch wird durch die Polizeibehörde desjenigen Ortes, an welchem der Dienstbote seinen dauernden Aufenthalt hat, wenn aber ein solcher im diesseitigen Staatsgebiet nicht stattfindet, von der Polizeibehörde des von ihm zuerst erwählten Dienstortes auf Antrag des Dienstboten ausgestellt.

 

            Vor der Ausstellung ist, falls die persönlichen Verhältnisse des Dienstboten nicht zuverlässig bekannt sind, ein Geburtsschein beizubringen und erforderlichenfalls  glaubhaft zu machen, dass der Antragsteller nicht mehr schulpflichtig und im Falle seiner Minderjährigkeit von seinem gesetzlichen Vertreter zur Eingehung eines Gesindedienstverhältnisses ermächtigt ist, sowie dass bisher ein Dienstbuch für ihn noch nicht ausgestellt war.

 

            Die Ausstellung der Dienstbücher erfolgt gebühren- und stempelfrei, jedoch ist die Behörde berechtigt, als Vergütung für die durch Beziehung der Bücher erwachsenen Auslagen bei der Aushändigung des Buches den Betrag von fünfundzwanzig Pfennigen von dem Antragsteller wahrzunehmen.

 

§ 45.     Wenn das Dienstbuch vollständig ausgefüllt oder nicht mehr brauchbar oder wenn es verlorenen gegangen oder vernichtet ist, so ist auf Antrag des Dienstboten an Stelle desselben ein anderes Buch auszustellen. Das ausgefüllte oder nicht mehr brauchbare Dienstbuch ist mit einem amtlichen Schließungsvermerk dem Inhaber zurückzugeben. Wird das neue Dienstbuch an Stelle eines nicht mehr brauchbaren, eines verloren gegangenen oder vernichteten Dienstbuches ausgestellt, so ist dies darin zu vermerken.

 

§ 46.     Das Dienstbuch muss den Namen des Dienstboten, Ort, Jahr und Tag seiner Geburt sowie seine Unterschrift enthalten. Die Ausstellung erfolgt unter dem Siegel oder Stempel und der Unterschrift der Behörde. Letzterer hat über die von ihr ausgegebenen Dienstbücher ein Verzeichnis zu führen, aus welchem die Namen der Personen, welche Dienstbücher erhalten haben, und der Tag der Aushändigung zu ersehen sind. Die Dienstbücher, welchen ein Abdruck der von dem Ministerium des Innern zu bezeichnenden Bestimmungen dieser Verordnung anzuheften ist, erhalten die aus der Anlage A ersichtliche Einrichtung.

 

§ 47.     Die Dienstherrschaften sind nicht befugt, die Dienstbücher mit einem Merkmal zu versehen, welches den Inhaber des Buches günstig oder ungünstig zu kennzeichnen bezweckt. Die Eintragung eines Urteils über die Führung oder die Leistungen des Dienstboten in das Dienstbuch ist unzulässig.

 

§ 48.     Innerhalb einer Frist von 2 Wochen nach dem Eintritt in einen Dienst beziehungsweise der Beendigung eines Dienstverhältnisses hat der Dienstbote das Gesinde-Dienstbuch der für den Dienstort zuständigen Polizeibehörde mit dem Antrag auf Ausfüllung der Rubriken 2 und 3 beziehungsweise 4 vorzulegen. Auf Verlangen der Behörde ist der erfolgte Dienstantritt beziehungsweise die Beendigung des Dienstverhältnisses glaubhaft zumachen. Die Eintragungen erfolgen seitens der Behörde unter Beifügung des Siegels (oder Stempels) derselben kostenfrei.

 

§ 49.     Ist das Dienstbuch bei der Dienstherrschaft unbrauchbar geworden, verloren gegangenen oder vernichtet oder sind von der Herrschaft oder deren Vertreter unzulässige Eintragungen oder Vermerke in oder an dem Dienstbuche gemacht, oder wird von der Dienstherrschaft ohne rechtmäßigen Grund die Aushändigung des Dienstbuches verweigert, so kann die Ausstellung eines neuen Dienstbuches auf Kosten der Herrschaft beansprucht werden. Die Ausstellung erfolgt durch die für den Dienstort zuständigen Polizeibehörde nach Anhörung der Dienstherrschaft. In dem neu erteilten Dienstbuche ist der Grund der Ausstellung zu vermerken. Eine Dienstherrschaft, welche das Dienstbuch der gesetzlichen Verpflichtung zuwider nicht rechtzeitig ausgehändigt oder unzulässige Eintragungen oder Vermerke in dem selben gemacht hat, ist dem Dienstboten entschädigungspflichtig. Der Anspruch auf Entschädigung erlischt, wenn er nicht innerhalb vier Wochen nach seiner Entstehung im Wege der gerichtlichen Klage oder Einrede geltend gemacht ist.

 

§ 50.     In den mit einer Gemeinde-Verfassung bewidmeten Ortschaften des platten Landes und in den Fleckengemeinden erfolgt die Ausstellung und Ausfüllung der Dienstbücher durch die Ortsvorsteher. In anderen Ortschaften des platten Landes können diese Geschäfte in Ortsvorstehern durch die Ortsobrigkeit übertragen werden.

 

§ 51.     Die in einem anderen deutschen Bundesstaate rechtsgültig ausgestellten Gesindebücher oder Karten dürfen zu Eintragungen auf Grund dieser Verordnung fortbenutzt werden.

 

§ 52.     Auf Kinder, welche noch schulpflichtig sind und einer Erlaubnis zum Dienen bedürfen, finden die Bestimmungen der §§ 43 bis 51 dieser Verordnung keine Anwendung.

 

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§ 57.     Bei dem mit der Landwirtschaft in unmittelbarer Verbindung stehenden Gesinde findet der Zuzug und Abzug am 24. Oktober oder, falls dieser auf einen Sonntag fällt, am folgenden Tage statt.

 

§ 58.     Bei dem mit der Landwirtschaft in unmittelbarer Verbindung stehenden Gesinde steht beiden Teilen die Kündigung am Dienstag nach Ostern und den acht darauf folgenden Tagen zu der Folge zu, dass die Beendigung des Dienstverhältnisses am 24. beziehungsweise 25. Oktober (vgl. § 57) stattfindet.

 

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§ 64.     Dienstboten, welche bereits in einem Gesindedienst gestanden haben, werden, wenn sie der Vorschrift des § 5 dieser Verordnung zuwider, ohne dass Sie einen rechtsgültigen Kündigung- oder Entlassungsschein erhalten haben, ein neues Dienstverhältnis eingehen, mit Geldstrafe bis zu 60 Mark und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu zwei Wochen bestraft. Die Bestrafung ist ausgeschlossen, wenn dem Dienstboten der Kündigung- oder Entlassungsschein rechtswidrig vorenthalten ist.

 

§ 65.     Ein Dienstbote, welcher sich für dieselbe Antrittszeit bei mehreren Herrschaften vermietet hat, wird, insoweit nicht dessen Bestrafung auf Grund des Rechtsstrafgesetzbuches einzutreten hat, mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu zwei Wochen bestraft.

 

§ 66.     Dienstboten, welche den Vorschriften der §§ 43,45 und 48, sowie Dienstherrschaften, welche den Vorschriften der §§ 14 und 47 dieser Verordnung in Ansehung der Dienstbücher und der Kündigungs- oder Entlassungsscheine zuwiderhandeln, werden mit Geldstrafe bis zu 60 Mark und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu zwei Wochen bestraft. Die gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher vorsätzlich ein auf seinen Namen ausgestelltes Dienstbuch unbrauchbar macht oder vernichtet.

 

Der Junker Hahn und besonders seine Nachkommen führten ein ausschweifendes Leben, was zur Folge hatte, dass die Güter nacheinander verkauft werden mussten. Über Achala Hahn (Tochter), geboren 1763 in Striesenow, ist nichts bekannt. Christian Hahn wurde Erblandmarschall, so wird er in Urkunden erwähnt. Sein Besitz waren 24 Güter. Ein Beweis, zu welchem ungeheuren Besitz die Junker durch die Ausbeutung ihrer Leibeigenen kamen. Der Besitz des Christian Hahn wurde recht niedrig auf 200.000 Taler geschätzt. Sein freies persönliches Vermögen wurde auf 72.000 Taler gewertet. Striesenow wurde an einen Schröder verpachtet und im Jahre 1838 an diesen verkauft. Der letzte Besitzer Schröder, ein „Amtsrichter Schröder“ ist im Alter von 91 Jahren in Striesenow verstorben und auf dem Friedhof in Warnkenhagen beerdigt. Erst im Jahre 1975 wurde der Grabstein entfernt.

 

Im Jahre 1906 wurde Striesenow von einem Landwirt Klotz aufgekauft. Klotz verfolgte ein gewisses Ziel, dass für ihn lohnend war. Er kaufte Güter billig auf und vollzog große bauliche Veränderungen, um sie nach wenigen Jahren mit Gewinn zu veräußern. In Striesenow regierte Klotz von 1906 bis ca. 1912. Er war ein sehr strenger Gutsbesitzer. Sein erster Grundsatz war, in Striesenow Ordnung zu schaffen, was ihm auch teilweise gelungen ist. Es wurden für jede Wohnung Blumengärten, umzäunt von 0,50m hohem Draht, angelegt. Im Dorf wurden in drei Dreiecks-Gärten Fichten angepflanzt, sowie um den Teich Weiden und Kastanien. Die Auffahrt zum Gutshof wurde gepflastert und links und rechts ebenfalls je ein Fichtengarten angelegt. Die der Straße zugekehrten Seiten erhielten den Abschluß durch eine Mauer, die jedes Jahr zu Pfingsten neu gekalkt wurde. Dies geschah bis 1944. Die Einwohner durften die Wäsche nur auf Trockenplätzen trocknen. Kurzfristiges Trocknen durch Über-den-Gartenzaun-hängen war strengstens verboten. Asche und Müll durften ebenfalls nur auf dafür vorgesehene Plätze geschüttet werden. Striesenow zählte zu dieser Zeit zu einem der saubersten Dörfer in der Umgebung (so mündliche Überlieferung). Die Wirtschaftsgebäude in Striesenow waren alt und drohten zusammen zu fallen. Der Besitzer Klotz ließ Abriss derselben und Neubau beginnen. Es wurde der alte Pferdestall, mit Rohr gedeckt, abgerissen und ein neuer massiver Stall für 6 Gespanne (je 4 Pferde), ein Raum für vier alte Pferde, ein Kutschstall für 8 Pferde, eine Wagenremise, eine Plättstube und eine 4-Zimmer-Wohnung für den Inspektor gebaut. Die beiden oberen Etagen wurden als Kornspeicher genutzt. Auf dem Platz des alten Pferdestalles entstand ein Wagenschuppen für 14 große Ackerwagen. In der Mitte ein Düngerschuppen, links ein Spritzenhaus zur Unterstellung der Feuerspritze und rechts eine kleine Stellmacherei.

Irgendwelche Maschinen gab es in dieser Stellmacherei nicht. Im Düngerschuppen wurden anfangs die Erntefeste gefeiert, später jedoch auf dem Kornspeicher.

 

An der Straße nach Diekhof wurde eine große Feldscheune (Bretterscheune mit Pappdach) errichtet. An der anderen Seite des Dorfes stand die gleiche Scheune, die 1927, gefüllt mit Sommergetreide, ein Opfer der Flammen wurde. Dreschmaschine und Motor sind ebenfalls verbrannt. Hinter dem Gutshaus in Richtung Drölitz stand ein Schweinestall. Dieser wurde durch den Gutsbesitzer Klotz zu einem Wohnhaus für 4 Familien umgebaut. Einzug hielten hier die kleinen Beamten, Statthalter, Diener, Gärtner und Kutscher. Dieses Haus, heute leer stehend, weil bauliche Maßnahmen notwendig sind, trägt noch den Namen „Schweinegasse - Swinstraat“.

 

Die Wasserversorgung erfolgte in den zurückliegenden 700 bis 200 Jahren aus tiefen Ziehbrunnen, dann wurden Schwengelpumpen benutzt. 1910 ließ der Besitzer Klotz eine Windturbine errichten, mit der das Wasser in einen Kessel in der früheren Scheune und in einen Kessel im Gutshaus gepumpt wurde. An dieser Wasserversorgung war das Gutshaus, Pferdestall, Kuhstall, Wohnung des Inspektors und die „Swinstraat“ mit einem Wasserhahn angeschlossen. In der Mitte des Dorfes wurde 1935 eine Wasserentnahme für das ganze Dorf angelegt. Bei Windstille konnte das Wasserpumpen durch einen E-Motor erfolgen. Die Turbinenkraft wurde außerdem für Häckselschneiden und Schroten benutzt. Die Windturbine wurde 1935 demontiert, sie machte einen zu großen Lärm, der störend für die Gutsherrschaft war.   

 

In den früheren Jahren war in Striesenow die Schafzucht vorherrschend. Der Besitzer Klotz führte eine Veränderung herbei. Die Schafställe wurden als Scheunen genutzt und ein Kuhstall errichtet. Der Schäfer übernahm den Kuhstall. Er hat aber den Namen „Schäfer“ bis zu seinem Tode 1933 behalten. Der bis zur Abschaffung der Schafe genutzte Schafschuppen an der Straße nach Schwießel (Schleppdach) wurde 1922 abgerissen und aus dem noch verwendbaren Material ein Unterstellraum für landwirtschaftliche Maschinen daraus errichtet.

 

Zu damaliger Zeit waren die Wohnungen der Arbeiter recht primitiv. Die Haustüren waren zweiteilig, so wie sie heute noch in der Schmiede Wegner zu sehen ist. 1908 wurden sämtliche Haustüren erneuert, so dass es keine geteilten Türen mehr gab.

In den Arbeiterwohnungen waren die Fußböden aus Lehm bzw. aus roten Ziegelsteinen. Der Gutsherr Klotz ließ in jeder Wohnung eine Stube, die gute Stube, so wurde sie von den Leuten genannt und meistens nur zu den Feiertagen bewohnt, mit Bretterfußboden versehen. Desgleichen wurden die in der guten Stube stehenden Lehmöfen durch Kachelöfen ersetzt. Im Gutshaus ließ Klotz kurz vor seinem Abgang aus Striesenow eine Zentralheizung einbauen.

 

1912 verkaufte Klotz das Gut Striesenow an Major von Lepel, natürlich mit erheblichem Gewinn, und zog nach Meisall bei Bützow. Drei Landarbeiterfamilien aus Striesenow gingen mit nach Meisall, von denen eine Familie 1920 nach Striesenow zurückkehrte. 1912 begann Major von Lepel zu wirtschaften. Es war für ihn kein schwerer Anfang, da sämtliche Gebäude in Ordnung waren. Für die Wirtschaftsführung waren die Inspektoren verantwortlich, die jedoch häufig wechselten. In Striesenow waren von 1920 bis 1930 fünf Inspektoren im Wechsel tätig. Bald nach Übernahme des Gutes Striesenow gab es auch für Major von Lepel Sorgen. Am 1.8.1914, Tag der Mobilmachung des ersten Weltkrieges, mussten viele junge Arbeiter sich zum Kriegsdienst stellen. Außerdem musste das Gut viele Pferde abgeben. Nunmehr wurden die Frauen verstärkt zur Arbeit herangezogen. Vier Einwohner von Striesenow, Paul Weidt, Wilhelm Behm, Otto Schulz und Heinrich Emmler, mussten ihr Leben für einen vom Imperialismus angezettelten Krieg lassen.

 

Im Jahre 1916 hatte Striesenow eine Kartoffel-Missernte. Fast nicht mehr Kartoffeln als die Aussaat wurden geerntet. Hinzu kamen noch die Frostverluste des nachfolgenden strengen Winters. Statt Kartoffeln mussten oftmals Kohlrüben den Magen der Menschen füllen. Getreide zum Backen von Brot und Gerste für die Schweinehaltung konnten die Leute zu hohen Preisen vom Gut kaufen. Der Gutsbesitzer machte aus der Not seiner Leute noch gute Geschäfte. Nach dem Kriege änderte sich mit der Revolution fast nichts. Die Arbeiterschaft hatte im Reich die Einführung des 8-Stunden-Tages und die Abschaffung der berüchtigten Gesinde-Ordnung aus dem Jahre 1645 erreicht. Auch die früheren Kontrollen der Schulen durch die Kirchen wurden für nichtig erklärt. Von diesen Veränderungen war zunächst nicht viel zu merken. Die Güter bildeten Unterschlupf für die Freikorps und die „Schwarze Reichswehr“, so dass am 13.März 1920 die Militaristen und Monarchisten einen Putschversuch unternahmen und den Kap-Putsch durchführen konnten. Die Arbeiter waren in der sozialdemokratischen Partei bzw. im Deutschen Landarbeiter-Verband organisiert. Wenige, die Herrentreuen, waren deutschnational. Der letztgenannte kleine Prozentsatz wirkte sich jedoch nicht aus. In Striesenow  wurde der Kampf von den Sozialdemokraten gegen den Kap-Putsch aufgenommen und es wurde gestreikt.

Die Leitung des Kampfes und des Streiks übernahm der damalige Betriebsrat – Franz Marzahl, Karl Weiemann und Wilhelm Kracht. Major von Lepel verhielt sich ziemlich ruhig und ließ sich ohne Schwierigkeiten entwaffnen. Sein späteres Vorhaben, den Landarbeiter Franz Marzahl aus der Arbeit zu setzen, ist an dem festen Zusammenhalt der Striesenower gescheitert. In Drölitz und Schießel ist es den Junkern gelungen.

 

1920 wohnten in Striesenow 24 Familien. Die Gesamteinwohnerzahl betrug zirka 140 Personen einschließlich Gutsbesitzer mit Dienstboten, ohne polnische Saisonarbeiter – Schnitter - . Die Schnitter wohnten in der so genannten Schnitterkaserne unter ganz primitiven Verhältnissen. Heute befinden sich in diesem Haus 2 moderne Wohnungen mit Bad und Toilette, sowie eine Arztpraxis. Der Name „Kaserne“ ist für dieses Haus im Volksmund geblieben.

 

Major von Lepel ließ folgende Baumaßnahmen durchführen:

 

1913 -   wurde das Rohrdach des Kuhstalles abgerissen und das Gebäude massiv aufgestockt.

1923 -   wurde dieser Kuhstall zum Schweinestall umgebaut. Am rechten Giebel wurden eine Schmiede und eine Stellmacherei eingerichtet. In die alte kleine Stellmacherei zog der Sattler ein.

Bis 1982 wurde dieser Raum von der LPG als Giftraum genutzt. Bis 1923 gab es in Striesenow keine Schmiede. Sämtliche Schmiedearbeiten, einschließlich Hufbeschlag, wurden in der Schmiede in Diekhof durchgeführt. Das Stallgebäude, nach 1945 Ställe für die 2 Handwerker, mit der Schmiede und Stellmacherei, wurde 1963 durch einen Brand völlig vernichtet. Heute stehen an der gleichen Stelle mehrere Garagen für Traktoren.

 

Im Anfang des 20.Jahrhunderts war Striesenow der damaligen Zeit entsprechend ausreichend mit Produktionsmitteln ausgerüstet. Es waren vorhanden: 12 Einscharpflüge, 6 Zweischarpflüge, 6 Schälpflüge, 4 schwere Eggen, 2 leichte Eggen, 4 Ackerschleppen, 6 Grubber, 2 Stangenwalzen, 2 Glattwalzen, 1 Drillmaschine-4Meter, 1 Drillmaschine-2Meter, 2 Düngerstreuer, 3 Mähbinder, 3 Ableger, 2 Grasmäher, 1 Heuschwader, 1 Heuwender, 3 Pferderechen, sowie ausreichende Acker - und Erntewagen.

 

In den früheren Jahren, ganz besonders in der Entstehungszeit, waren Ochsen die Hauptzugtiere. Im Laufe der Jahrhunderte trat dann das Pferd an erste Stelle.

 

Das Gut Striesenow hatte bis 1923 sechs Gespanne (je 4 Pferde) und ein Gespann alte Pferde für leichte Arbeiten.

 

1923 kaufte von Lepel 3 Ochsen und hatte weitere sieben aus eigener Aufzucht, so dass nunmehr 10 Ochsen zusätzlich für Ackerarbeiten zur Verfügung standen.

 

Wenn auch viele Güter bereits einen Trecker hatten, so bestand nach Ansicht von Major von Lepel in Striesenow kein Bedarf dafür. Erst im Jahre 1927 wurde ein kleiner Hanomag gekauft, der aber enttäuschte. Als Anhängegeräte wurden zwei 5-Scharschälpflüge gekauft, von dem Trecker aber nur einer gezogen. Mit Riemenscheibe ausgerüstet, sollte auch der Antrieb des Dreschsatzes erfolgen. Auch hier war man mit der Leistung nicht zufrieden.

 

Die schwere Handarbeit stand immer wieder im Vordergrund. Hier sei besonders erwähnt das Dungladen, das Tragen der schweren Säcke, gefüllt mit 150 bis 200 Pfund, auf den Speicher, das Mähen mit der Sense sowie in den früheren Jahren das Strohtragen in die Scheune. Die Zuckerrüben wurden mit der Hand mittels Rübenheber gerodet und auf Tragen zu Mieten von ca. 50 Zentner zusammengetragen. Das Steinesammeln zählte ebenfalls zu den schwersten Arbeiten, weil die Steine in einer Holztrage vom Felde an den Weg gebracht wurden.

Die Kartoffelernte muss besonders erwähnt werden. Wenn die Bauern in den umliegenden Dörfern schon während des ersten Weltkrieges bzw. unmittelbar danach einen Schleuderroder angeschafft hatten, so gab es in Striesenow bis Mitte der dreißiger Jahre keinen. Sämtliche Kartoffeln wurden mit Kartoffelkratzer gebuddelt. Die Hauptarbeit hatten hier die Schnitter und die Frauen und auch größere Kinder zu tragen. Hier kann man nur sagen: „Ausbeutung bis zum Geht-nicht-Mehr“.

 

Striesenow war ein Gut mit wenig Waldbesitz. So wurde zusätzliches Brennmaterial in Form von Torf gewonnen. Ende des 19. Jahrhunderts war es eine reine Handarbeit. Der Torf wurde mit einem Spaten gewonnen. Nach dem 1. Weltkrieg wurde eine Torfmaschine  gekauft, die dann doch eine wesentliche Erleichterung in der Arbeit brachte.

Bis 1923 verrichteten Tagelöhner diese Arbeit und 1924/25 wurden Arbeiter aus den benachbarten Orten dafür geworben. 1925 wurde die Torfgewinnung eingestellt, die entstandene Wasserstelle in der Wiese  heißt heute Torfmoor.

 

Eine alte Tradition in allen Dörfern war früher das Brotbacken. Es wurde nach dem 1. Weltkrieg beendet. Am Dorfrand in Richtung Lissow-Bau stand ein großer Backofen. Jeden Freitag wurde hier für das ganze Dorf das Brot gebacken. Jeder Haushalt brachte morgens den Teig für Brot bzw. Kuchen zum Backofen und konnte mittags die fertige Ware abholen. Diese Einrichtung bestand mehrere hundert Jahre.

 

Bei Ackerarbeiten werden heute noch Steine von dem damaligen Backofen an die Erdoberfläche gebracht. Das in der Nähe gelegene Wasserloch, ca. 150 m vom ehemaligen Backofen entfernt, heißt heute noch „Backofensoll“. Nach Abriss des Gemeinschaftsbackofens hat jeder im eigenen Backofen zu Hause gebacken. Der Backofen befand sich unter dem Herd.

 

Wenn auch der Gutsbesitzer Klotz die Wohnverhältnisse der Arbeiter zu verbessern versuchte, so war es doch keinesfalls ausreichend.

Der Wohnraum war in den meisten Fällen sehr beengt, weil in den meisten Familien mehrere Kinder waren und oft auch die Großeltern mit im Hause wohnten. Außerdem musste jeder Tagelöhner bis zur Abschaffung der Gesinde-Ordnung eine Arbeitskraft (Hofgänger) stellen, die auch noch zum Haushalt gehörte. Der Platz am Tisch reichte oft für die ganze Familie nicht aus. Stühle waren nicht ausreichend vorhanden, so dass die Kinder beim Essen am Tisch stehen mussten. Gab es Pellkartoffeln, so wurden diese einfach auf den Tisch geschüttet und alle tauchten ihre Kartoffeln in das Fett in der ebenfalls auf dem Tisch stehenden Bratpfanne. Es war auch keine Seltenheit, dass sämtliche Familienmitglieder gemeinsam aus einer Schüssel aßen.

 

Hierin liegt sicher die Begründung für die Weiterentwicklung der Tuberkulose.

 

Die Herdstelle war auf einer Platte über dem Backofen unter offenem Schornstein (unter einem Baldachin oder auch Glocke genannt). Der Kochtopf hing entweder an einer Kette oder stand auf einem Dreifuß auf offenem Feuer. Major von Lepel ließ 1922 neue Herde bauen, man nannte sie Sparfeuerherde und die Glocke wurde zugemauert. Später wurden neue Schornsteine hochgezogen und der Überhang abgerissen. Die letzten 3 Gocken verschwanden in Striesenow im Jahre 1965/66.

 

In allen Haushalten erfolgten von jeher Hausschlachtungen. Besonders interessant war das Räuchern von Fleisch und Wurst. Eine Wende trat ein, als Major von Lepel in den zwanziger Jahren für jede Wohnung einen Räucherboden auf dem Hausboden errichten ließ. Bis dahin erfolgte das Räuchern in der Küche. In den Deckenbalken befanden sich Hufeisen, die als Aufhängevorrichtung dienten. Fleisch und Wurst hing unter der Decke und ein eiserner Kessel, in dem sich das Rauchfeuer befand, darunter. Das Rauchfeuer konnte natürlich nur am Tage gelegt werden, da es unter ständiger Überwachung stehen musste. Ganz gleich, in welchen Raum man wollte, der Weg führte immer durch die Küche. Vor Eintritt in die Wohnung wurde mehrere Male tief geatmet, die Nasenlöscher zugehalten und so schnell wie möglich, lief man gebückt durch die Küche. Der Rauch drang nebenbei in sämtliche Räume ein. Die Decke in der Küche war total schwarz. Nachdem das Räuchern in der Küche eingestellt war, hat es viele Jahre gedauert, bis die Küche trotz Anwendung verschiedener Mittel wieder weiß war.

 

Der Zugang zum Hausboden erfolgte mittels einer einfachen Leiter. Nur in drei Wohnungen und in der 1908 zum Wohnhaus umgebauten Swinstraat waren Treppen vorhanden. Man kann von keinen kulturellen Wohnverhältnissen sprechen. Das Wort „Kultur“ kannte man nicht. Die Menschen mussten anspruchslos und entbehrend leben. Wenn auch die jungen Menschen gerne mal zum Tanzen gegangen wären, so musste doch in den meisten Fällen verzichtet werden. In Striesenow selbst gab es keine Möglichkeit. Für Tanzvergnügen bestand die Wahl zwischen den Dörfern Rachow (11km), Ließow (9km) oder Laage (12km). Wie aber sollte man es schaffen, wenn die Arbeit erst um 19Uhr beendet war. Wer wollte da noch 2 bis 2½ Stunden Fußweg zurücklegen. Autos und Motorräder gab es nicht und nicht jeder Jugendliche war in Besitz eines Fahrrades. Nur einmal im Jahr gab es für die Einwohner von Striesenow eine Möglichkeit zum Tanzen. Es war das Erntefest. Nach einem Umzug mit der Erntekrone durch das Dorf, wurde diese dem Gutsbesitzer überreicht. Anschließend wurde auf dem Kornspeicher getanzt. Es gab sogar „Freibier“! Oftmals wurde auch das Erntefest durch eine Schlägerei beendet.

 

Mit dem kulturellen Leben müssen auch die Straßenverhältnisse in Zusammenhang gebracht werden. Seit Bestehen des Dorfes gab es hier keine Veränderungen. Sämtliche Straßen von und nach Striesenow waren Landwege, im Winter kaum passierbar. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse wurden in den früheren Jahren in Güstrow abgeliefert. Der Transport erfolgte mit dem Pferdewagen. Die Entfernung beträgt 25km. Für private Erledigungen mussten die Landarbeiter den Weg nach Güstrow zu Fuß zurücklegen. Das gleiche galt für Laage, wo Arzt und Zahnarzt wohnten. Die ersten Fahrräder tauchten erst Anfang des 20. Jahrhunderts vereinzelt auf. 1925 waren doch schon mehrere Einwohner im Besitze eines Fahrrades. 1931 gab es bereits 2 Motorräder in Striesenow. Die Straßenverhältnisse blieben jedoch bis 1968 unverändert. Im 19. Jahrhundert wurde die Eisenbahnstrecke Güstrow-Rostock erbaut und ebenfalls eine Chaussee Güstrow - Neuheinde, die in die Straße Teterow - Rostock mündete. Der Bahnhof Plaaz wurde Verladebahnhof. Plaaz blieb bis 1934 Bahnhof für Striesenow. 1934 wurde die Weiche Knegendorf als Haltestelle eingerichtet. Durch den Bau der Eisenbahn waren für den Transport der landwirtschaftlichen Erzeugnisse große Erleichterungen eingetreten.

 

Wenn das Leben der Vergangenheit von Striesenow aufgezeigt wird, dürfen Kirche und Schule nicht fehlen. Von jeher bis zum Jahre 1920 unterstanden die Schulen der Kirche. Die Kirchen hatten bis zur Revolution nach dem 1.Weltkrieg das Kontrollrecht über die Schulen.

Striesenow gehörte bis 1980 zur Kirche Warnkenhagen. Bis 1945 wurde der Konfirmationsunterricht intensiv durchgeführt. Katechismus sowie viele Gesänge und Bibelsprüche mussten auswendig gelernt werden. Die Pastoren im 19. und 20. Jahrhundert waren folgende: Pastor Dettmann, Meyer, Hilmann, Schulz, Gerlach, Goldenbaum, Radtke und Neumann. Nach der Versetzung von Pastor Neumann (Ende der siebziger Jahre) nach Friedland blieb die Kirche Warnkenhagen ohne Pastor. Die kirchliche Betreuung wurde von dem Pastor Kunas aus Thürkow übernommen. Striesenow gehört seit einigen Jahren zur Kirche Recknitz im Kreise Güstrow, Bezirk Schwerin, während Warnkenhagen zum Bezirk Neubrandenburg gehört. Auch Recknitz war viele Jahre ohne Pastor. Im November 1984 wurde Frau Pastor Schröter in Recknitz in ihr Amt eingeführt.

 

Pastor Dettmann in Warnkenhagen hat niedergeschrieben, im Jahre 1854, dass es im Jahre 1794 in Lüningsdorf, Dalkendorf, Striesenow, Gottin, Krassow und Tolzin keine Schulen gab. Die Kinder kamen erst in den letzten Tagen vor ihrer Konfirmation zur Winterschule und auch dann noch so unregelmäßig, dass man erst um Fastnacht wusste, wie viele ihrer seien – so die Kirchenchronik Warnkenhagen. Zirka 1820 hat Striesenow eine Schule erhalten.

 

Nicht nur die Kirchen hatten das Kontrollrecht über die Schulen, auch der Gutsbesitzer hatte über die Schulen zu bestimmen. Bei der Einstellung eines Lehrers musste der Gutsbesitzer die Zustimmung geben. Allerdings nahm man es mit den Lehrern auf dem Dorfe nicht so genau. Die Lehrer hatten in den meisten Fällen noch einen weiteren Beruf, weil die Bezahlung sehr schlecht war und der Verdienst somit für den Lebensunterhalt nicht ausreichte. Die Schulen wurden oft mit einem Schuster oder Schneider besetzt. Ihre pädagogischen Kenntnisse waren nach Ansicht des Junkers ausreichend. Das Hauptfach in der Schule war Religion. Vom Gutsbesitzer wurde der Standpunkt vertreten, dass der Ochse hinter dem Pflug nicht klüger sein darf, als der Ochse vor dem Pflug. Der letzte Lehrer in Striesenow war Lehrer Wessel, der gleichzeitig dem Gutsbesitzer für den Wald verantwortlich war. Wenn im Walde Arbeiten zu verrichten waren (Anpflanzungen und Hacken) wurde die Schule geschlossen und der Lehrer ging mit den Jungen in den Wald. Der Gutsbesitzer legte absolut keinen Wert darauf, dass die Kinder seiner Arbeiter etwas lernten. Ihm war nur daran gelegen, dass alle auf dem Gut als Arbeitskräfte verblieben. Hierin liegt auch begründet, dass selten Dorfschüler einen Beruf erlernten. Die Prügelstrafe mittels Rohrstock war nichts Außergewöhnliches. Die Prügelstrafe war auch Anlaß, dass der Lehrer Wessel bei den Kindern ab 1898 „Kringel“ hieß. Ein alter Brauch, auch heute noch gültig, war das Backen von Pfeffernüssen zu Weihnachten. Um dieselben recht kross zu erhalten, stellte der Lehrer einen Korb mit Pfeffernüssen auf den Ofen. Wie kann es anders sein, als dass sich die großen Jungens von dem Inhalt des Korbes überzeugten. So nach und nach wurde immer wieder gekostet, bis der Korb leer war. Als im Hause Wessel die letzten Vorbereitungen für das Weihnachtsfest getroffen wurden, holte man auch den Korb vom Ofen. Lehrer Wessel war sprachlos, als er feststellen musste, dass der Korb leer war. Am nächsten Tage war er Kläger und Richter zugleich und natürlich auch  Vollstrecker des Urteils. Nacheinander wurden alle Jungens durchgeprügelt und bei jedem Schüler fielen die gleichen Worte: „Und wenn’s mi ok blot einen Kringel inlaten harrn!“ Dieser Ausspruch verhalf ihm zu dem Namen „Kringel“!

 

Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Schule in Striesenow wieder ein und die Kinder wurden in Pölitz eingeschult. Bei trockenem Wetter wurde der Weg zur Schule auf Holzpantoffeln zurückgelegt, im Sommer barfuß und bei nassem Wetter und im Winter bei Schnee wurden Schuhe angezogen. Die Kinder hatten damals nur ein Paar Schuhe und wenn diese beim Schuster waren, so ging es eben nicht in die Schule. Zum Konfirmationsunterricht wurden jedoch stets Schuhe angezogen. Wieder ein Beweis dafür, dass der Pastor über dem Lehrer stand. Weil es auf den Dörfern mit Holzpantoffeln in die Schule ging, hießen die Schulen im Volksmund „Pantoffelschulen“. Erst als die Kirchen das Kontrollrecht über die Schulen verloren hatten, wurde es mit dem Schulbesuch ernster genommen.

 

Das über Kultur und Schule gesagte ging bis in die Zeit des Gutsbesitzers Major von Lepel hinein. Im April 1925 ist Major von Lepel an einem Magenleiden verstorben. Er wurde im Gutspark beigesetzt und 1948 nach Warnkenhagen umgebettet. Die Familie von Lepel: Ehefrau – gnädige Frau -, 2 Töchter und 3 Söhne lebten auf dem Gut weiter. Der älteste Sohn war zu dieser Zeit noch auf der Landwirtschaftsschule in Bad Doberan und konnte das Gut noch nicht übernehmen. Es wurde ein Verwalter eingesetzt, und zwar Graf Schlieffen aus Drölitz, der wiederum seinen Schwager Albrecht Graf von Bassewitz aus Lühburg mit der Wirtschaftsführung beauftragte. Außerdem war noch ein Rechnungsführer auf dem Gut tätig. Hinzu kam noch ein Privatlehrer, der die Kinder unterrichtete. Für den gesamten Haushalt der Familie von Lepel (9 Personen) stand folgendes Dienstpersonal zur Verfügung:

1 Diener, 1 Kutscher, 1 Gärtner, 1 Mamsell, 1 Kochlehrling, 2 Küchenmädchen, 1 Jungfer ( für die Wäsche verantwortlich), sowie 2 Stubenmädchen. Für das Waschen der Wäsche und das Plätten derselben sowie zum Schlachten wurden noch 3 Frauen aus dem Dorfe herangeholt. Dienstpersonal war also reichlich vorhanden. Hinzu kam noch, dass auch oftmals Feiern stattfanden und alles allmählich über die Verhältnisse ging. Mit den Feiern sollte, so die Aussagen der Leute, ein bestimmtes Ziel erreicht werden, die Töchter an den Mann zu bringen. Es ist aber nicht gelungen. Die Gelder wurden immer knapper. Im Jahre 1929 traten Graf von Schlieffen und Graf von Bassewitz zurück, da der älteste Sohn von der Schule kam und das Gut und die Wirtschaftsführung übernahm. Sein Wirken dauerte jedoch nicht lange an, da bereits 1930 oder 1931 Striesenow Konkurs anmelden musste. Die Gläubiger und die Banken stellten ihre Forderungen. Besonders wurde der gute Pferdebestand gelichtet, die Familie von Lepel musste gehen und die Banken setzten Konkursverwalter und einen Inspektor für die Wirtschaftsführung ein. Franz Wilhelm von Lepel ist 1982 in München verstorben.

 

Nachdem die gesamten Konkursangelegenheiten abgewickelt waren, meldeten sich schon die ersten Käufer von Striesenow. 1933 wurde Striesenow von dem Rittmeister Eduard Roosen gekauft. Frau Roosen war eine geborene Wörmann, ihre Mutter Inhaberin der Wörmann-Linie Hamburg-Afrika.

 

Für die Striesenower ging das Leben unverändert weiter. Bei dem Gutsbesitzer Roosen kam allmählich die Einsicht, dass auch in Striesenow Dinge verändert werden müssen. Es wurde begonnen, die Lebensbedingungen der Tagelöhner zu verbessern. Sämtliche Wohnungen erhielten sogenannte „Keller“ für die Einlagerung von Kartoffeln. Es war jedoch nur eine Grube unter der Speisekammer, zirka 2m x 2m x 1,50m tief. Verschlossen wurde dieser Keller durch eine Luke. Somit war das Lagern der Kartoffeln in einer Kartoffelbuchte im Raum, der so genannten Speisekammer, beendet.

 

Die noch vorhandenen Fußböden aus roten Mauersteinen wurden in zwei Zimmern durch Bretterfußboden ersetzt. Die Küchen erhielten einen Zementfußboden.

 

Die Wasserentnahme für die Einwohner erfolgte in früheren Zeiten aus Ziehbrunnen, später mittels Schwengelpumpen. 1932/33 erfolgte das Legen einer Wasserleitung von der Pumpstation bis in die Mitte des Dorfes, so dass nun die Wasserentnahme für das gesamte Dorf aus einem Wasserhahn erfolgte.

 

Für die landwirtschaftlichen Arbeiten wurde ein eisenbereifter Lanz-Bulldog angeschafft und weiter ein Gebläse für Heu und Stroh, sowie ein Förderband zum Einsatz in der Ernte. Alte Maschinen und Geräte wurden in einigen Fällen durch neue ersetzt.

 

In den Jahren 1933/34 erfolgte die Aufsiedlung der umliegenden Güter. Von Diekhof wurde Land abgetrennt und hier die „Muna“ errichtet. Zur gleichen Zeit entstand das Dorf Neu-Diekhof. Da somit in Diekhof Wohnraum in neu erbauten Häusern vorhanden war und Arbeitskräfte in der Muna benötigt wurden, verzogen auch einige Bewohner von Striesenow nach Diekhof. Hauptgründe hierfür waren verbesserte Wohnverhältnisse, die Lage an einer festen Straße und dem nahegelegen Bahnhof. Außerdem hatte Diekhof eine Verkaufsstelle für Waren des täglichen Bedarfs und eine Gastwirtschaft.

 

Nachdem 20 Jahre nach Beendigung des ersten Weltkrieges vergangen waren, hatte es der Nationalsozialismus geschafft, in 6 Jahren einen 2. Weltkrieg zu entfachen. Auch Striesenower Einwohner mussten in den Krieg ziehen. Vier Männer kehrten nicht zurück, sie sind gefallen. Da infolge des Krieges viele Arbeitskräfte fehlten, wurden auch in Striesenow Kriegsgefangene stationiert. 1940 waren es französische und 1941 auch sowjetische Gefangene. Außer der Arbeit in der Landwirtschaft wurden von den Gefangenen ca. 100m Straße nach Diekhof und ca. 100m Straße nach Drölitz mit Kopfsteinpflaster befestigt. Letzteres hatte jedoch keine Auswirkung auf das Gesamt-Straßenwesen. Striesenow blieb ein fast unerreichbarer Ort, ein Ort ohne Veränderungen an Größe und Einwohnerzahl.

 

Die Einwohner von Striesenow wurden unruhig, als 1945 die Front näher kam und die Sowjetarmee unaufhaltsam im Vormarsch war. Am 1.Mai 1945 gegen 16.00Uhr hatten die Sowjets Striesenow erreicht. Der Gutsbesitzer Roosen wurde sofort enteignet und ist am 1.Mai 1945 „gestorben“. Beerdigt wurde er im Park in Striesenow und ist 1948 nach Warnkenhagen umgebettet worden. Unter Aufsicht und Anleitung der Sowjets wurde die Arbeit wieder aufgenommen. Auch die Flüchtlinge wurden hier mit einbezogen. Der Stellmachermeister Jürß wurde als Bürgermeister eingesetzt und stand in enger Verbindung mit dem sowjetischen Kommandanten. Sämtliche Flüchtlinge mussten untergebracht werden. Es wohnten in jedem Hause mehrere Familien, so dass die Wohnverhältnisse dadurch sehr beengt waren. Die Einwohnerzahl war in Striesenow enorm gestiegen.

 

Mit dem Jahre 1945 war wieder ein Stück Geschichte beendet. Alles sollte nun anders werden. Vorbei war die Zeit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Viele Junker sind in Richtung Westen geflohen, alle wurden enteignet. Vor allem war der Nationalsozialismus völlig zerschlagen und eine neue Gesellschaftsordnung konnte auch in Striesenow den Beginn des Wiederaufbaus einleiten. Da die demokratischen Kräfte die Lenkung und Leitung übernahmen, wurde ein alter Sozialdemokrat, Albert Schulz, als neuer Bürgermeister eingesetzt.

 

In Striesenow galt es jetzt, die Landwirtschaft wieder aufzubauen, da fast kein Vieh mehr vorhanden war und auch Zugkräfte fehlten. Nachdem einige Monate in Gemeinschaft gearbeitet wurde, trat im Herbst 1945 die Bodenreform in Kraft. Sie war eine Realisierung des Potsdamer Abkommens. In Westdeutschland hinderten die Besatzungsmächte die demokratischen Kräfte daran, die Bodenreform durchzuführen. Die Bodenreform war der Beginn des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus in der Landwirtschaft. In Striesenow erhielten die Landarbeiter und anwesenden Flüchtlinge Land aus der Bodenreform. Lebendes und totes Inventar sowie Wohnhäuser wurden an die Neubauern übergeben. In Striesenow vollzog der damalige Landrat Bernhard Quandt die Bodenreform. Aus dem Gut Striesenow waren 1945 - 47 Neubauernstellen und 2 Handwerkersiedlungen entstanden. Für manchen Neubauern war die Landwirtschaft Neuland. Aber in gegenseitiger Hilfe wurde auch das Schwerste gemeistert. An der Spitze aller Bauern stand das Orts-Bauernkomitee, aus dem dann 1946 die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe entstand. Die VdgB (BHG) hatte ihren Sitz in Diekhof. Sie trug die Verantwortung für die Bauern in Bezug auf Geld und Kredite, sowie für die Versorgung mit Dünger, Saatgetreide, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte und Brennstoffe. Vatertiere, Bullen und Eber, wurden von der VdgB den Bauern zur Verfügung gestellt. Die VdgB war eine Massenorganisation für die Bauern und Sonstige in der Landwirtschaft Tätigen.

 

Unterstützung in der Landwirtschaft erhielten die Bauern von der in Drölitz eingerichteten „MAS“ (Maschinen – Ausleih – Station). Sie war eine Form des Produktionsbündnisses zwischen Stadt und Land. Im Jahre 1952 wurde die „MAS“ zur „MTS“ (Maschinen – Traktoren – Station) umbenannt. Mit der zunehmenden Entwicklung in der Landwirtschaft war die MAS bzw. MTS ein unentbehrlicher Helfer für die Bauern geworden.

 

Die Entwicklung der Landwirtschaft erfolgte jedoch schneller als die Entwicklung der Industrie. Der Viehbestand war bei den Neubauern gewachsen und auch Zugmittel und Ackergeräte waren angeschafft. Das Ziel bestand jedoch darin, dass die schwere Arbeit in der Landwirtschaft leichter wurde. Mit den derzeitigen Produktionsmitteln war es jedoch nicht möglich und eine schnellere Entwicklung der Industrie musste angestrebt werden. Partei und Regierung haben auch diese Aufgabe gelöst. Mehr Traktoren und große Maschinen und Geräte standen nunmehr den Bauern zur Verfügung, die aber auf den kleinen Flächen nicht genutzt werden konnten. Und somit wurde 1953 von 18 Bauern die erste „LPG“ Typ-1 gebildet. Infolge falscher Auffassungen und ungenügender Aufklärung bestand diese LPG nur 1 Jahr. Durch Krankheit und aus Altersgründen mussten einige Bauern ihre Neubauernstelle aufgeben. In zwei Fällen hatte auch die feindliche Propaganda Erfolg, so dass Freiflächen entstanden. Für die Bewirtschaftung dieser freien Flächen wurde die „ÖLB“ ins Leben gerufen. 1958 erfolgte in Striesenow der Übergang zur sozialistischen Landwirtschaft. Es wurde die LPG „Fritz Reuter“ Typ-3 und von vier Bauern eine LPG Typ-1 gebildet. 1960 übernahm die LPG auch die Flächen des ÖLB und die LPG Typ-1 schloss sich bald Typ-3 an. 1953 wurde die Zentralgemeinde Pölitz aus den Orten Pölitz, Lüningsdorf und Striesenow gegründet und so war es verständlich, dass sich in den späteren Jahren auch die LPG’n der drei Ortsteile zu einer LPG zusammenschlossen. Nun bestand die Möglichkeit, die Landwirtschaft und die Viehhaltung zu zentralisieren. In Striesenow wurden deshalb Schweine –und Rinderställe, sowie ein Futterhaus, ein Bergeraum, ein Schleppdach und eine große Mehrzweckhalle gebaut. Mehrere Garagen für die Unterstellung der Traktoren sind ebenfalls entstanden. Infolge der erwähnten Gebäude hat Striesenow ein anderes Aussehen erhalten. Aber schon im Jahre 1949 vollzogen sich Veränderungen. Gemäß „Bauprogramm 209“ wurde mit dem Bau von Neubauernhäusern begonnen. Im Jahr 1949 waren es 5 Häuser. Die Steine hierfür wurden aus der Ruine des ehemaligen Schlosses in Diekhof bzw. aus der ehemaligen Muna in Diekhof geborgen. Die Dächer wurden mit Holzschindeln bedeckt. In der 2.Etappe waren es ebenfalls 5 Häuser, die in der Lehmbauweise entstanden sind. In der 3.Etappe wurden nochmals 5 massive Häuser gebaut. Somit sind in Striesenow 15 Neubauernhäuser errichtet worden.

 

In enger Zusammenarbeit zwischen Rat der Gemeinde und LPG war es möglich, in Striesenow eine Veränderung zum Nutzen aller herbeizuführen. Im Sozialismus wurde etwas geschaffen, woran man in über 600 Jahren vorher nicht gedacht hat. Im Jahre 1953, nach Gründung der ersten LPG, erhielt Striesenow eine Konsum-Verkaufsstelle für Waren des täglichen Bedarfs. 1963 wurde eine neue Pumpstation gebaut, so dass 1964 in jeder Wohnung in Striesenow das Wasser aus der Wand kam. Eine komplexe Instandsetzung vieler Wohnungen erfolgte im Jahre 1965/66. Die noch in wenigen Wohnungen vorhandenen Überbleibsel aus der Entstehungszeit wurden beseitigt. Ein großer Wunsch aller Bürger in Striesenow schien in Erfüllung zu gehen, als am 13.März 1967 die erste Raupe für den Straßenbau eingesetzt wurde. Die Bürger waren anfangs skeptisch, aber als im Herbst 1968 die Straße Diekhof - Striesenow freigegeben wurde, schlugen alle Herzen höher. In weiser Voraussicht auf die Entwicklung der Landwirtschaft wurde erwirkt, dass die Straße bis Pölitz weiter gebaut wurde. Da bereits eine feste Straße von Pölitz bis Diekhof über Lüningsdorf – Drölitz bestand, war die Möglichkeit eines Ringverkehrs geschaffen. Es fuhren Schülerbusse, die die Kinder nach Diekhof in die Schule brachten bzw. wieder abholten. Täglich fuhr ein Arbeiterbus nach Güstrow und dreimal ein Linienbus nach Güstrow mit Anschluß nach Laage. Für die LPG sind diese Straßenverhältnisse von ganz besonderem Nutzen.

 

Striesenow ist seit Jahren der Müllabfuhr angeschlossen und hat eine Dorfbeleuchtung. Annahmestellen für Propangasflaschen und Sekundärrohstoffe befinden sich ebenfalls in Striesenow. Vor ca. 10 Jahren wurde bereits eine Arztpraxis eingerichtet.

 

Nicht nur das Äußere ist in Striesenow anders geworden, auch in den Haushalten war es in der Zeit des Sozialismus möglich, große Vorteile zu schaffen. Die primitiven Wohnungseinrichtungen, die seit Hunderten von Jahren vorherrschend waren, sind durch moderne neuzeitliche ersetzt. Es gibt kaum einen Unterschied zwischen Stadt und Land. Während 1932 der erste Radioapparat in Striesenow stand und fast keine elektrischen Geräte vorhanden waren, sieht es heute wie folgt aus: In jeder Wohnung befinden sich Radio bzw. Recorder, Fernseher auch Farbfernseher, Waschmaschine, teils auch Wäscheschleuder, Kühlschrank, auch einige Gefrierschränke, diverse elektrische Kleinstgeräte und Propangasherde oder Kocher. Die Kinder haben fast alle ein Fahrrad. Mopeds und Motorräder sind viele vorhanden. Vier Bürger in Striesenow haben einen Pkw Wartburg und sechs einen Pkw Trabant. Während früher nur die Junker besondere Sachen, soweit es sie gab, besaßen, sind es heute in Striesenow, so wie überall, alle Bürger.

 

Drei noch in Striesenow lebende Einwohner, Friedrich Kracht, Ludwig Basedow und Erwin Emmler, sie wurden vor 70 Jahren in Striesenow geboren, haben noch Kenntnis von den früheren Zuständen in Striesenow. Zwei ehemalige Einwohner, Ludwig Basedow, geboren 1886 in Striesenow und mit 92 Jahren 1978 in Striesenow verstorben, sowie seine Schwester Alwine Behm geborene Basedow, 1888 in Striesenow geboren und 1982 im Alter von 94 Jahren verstorben, konnten die Entwicklung des Dorfes über einen Zeitraum von fast 100 Jahren miterleben. Von ihnen stammen viele mündliche Überlieferungen.

Wenn auch im Schulwesen im Jahre 1920 eine Wende eintrat, so muss aber die Entwicklung der Schulen nach 1945 erwähnt werden. Bis 194? besuchten die Striesenower Kinder die Schule in Pölitz. Es war eine einklassige Volksschule. Das gleiche Verhältnis bestand, als die Kinder später nach Drölitz in die Schule gingen. Nach Umrichtung des ehemaligen Offizierskasinos in Diekhof zu einer Schule, fanden hier auch die älteren Schüler aus Striesenow eine Aufnahme. In Diekhof war die Polytechnische Oberschule entstanden. Die Klassen 5 bis 10 gingen nach Diekhof, während die Klassen 1 bis 4 zunächst noch in Pölitz verblieben. Es dauerte aber nicht lange, da gingen diese Klassen nach Plaaz. Wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, werden alle Klassen die Schule in Diekhof besuchen. Während 1968 die Schule in Diekhof nur zu Fuß zu erreichen war, die Kinder oft erschöpft in der Schule ankamen, trat nach Fertigstellung der Straßen eine große Wende ein. Für die Beförderung der Schüler wurden Busse eingesetzt.

 

Befanden sich die Schulen auf einem „Nebengleis“, so steht heute die Schule in vorderster Reihe. Heute heißt es: „Lernen und nochmals lernen“. Jedem Schüler ist eine Weiterbildung möglich, wenn seine schulischen Leistungen die Voraussetzung schaffen, denn die voranschreitende Entwicklung auf allen Gebieten braucht gut ausgebildete Kader. Nur wer viel gelernt hat, kann im Leben hohe Posten bekleiden. Dies gilt in unserem Staat besonders für Arbeiterkinder.

 

Die Weiterentwicklung nach 1945 war eine Materie, die immer in Bewegung ist. Immer stand der Mensch im Vordergrund. Bessere Lebensbedingungen zu schaffen war stets das Ziel. So kann man auch das kulturelle Leben für die Striesenower und besonders für die Jugend mit einbeziehen. Räume im ehemaligen Gutshaus stehen für Veranstaltungen zur Verfügung. Besonders im neu erbauten Kulturraum in Pölitz gibt es neben Disko-Veranstaltungen auch Zusammenkünfte für die älteren Bürger, die diese Möglichkeit besonders begrüßen. Die Schüler freuen sich auf Ferienspiele, auf die Zeit im Lager für Arbeit und Erholung sowie auf Besuche unserer Hauptstadt und sonstiger bedeutender Kulturzentren.

 

Immer waren es die Arbeitserleichterungen und die Steigerung der Arbeitsproduktivität, die besonders vorangetrieben wurden. Wenn auch mit der Gründung der LPG und der Zusammenlegung derselben innerhalb der Zentralgemeinde ein großer Schritt getan wurde, so galt es doch weitere Maßnahmen zu ergreifen. Nach gründlichen Absprachen zwischen den Bürgermeistern der umliegenden Dörfer und den einzelnen LPG-Vorsitzenden schlossen sich zunächst 1974 die LPG Pölitz und die LPG Diekhof zusammen. Als Bürgermeister der Zentralgemeinde Pölitz war es Helmut Stoltmann, wohnhaft in Striesenow, der für die Zentralgemeinde Pölitz an den Verhandlungen teilnahm. Stoltmann war 23 Jahre Bürgermeister und ist 1984 verstorben. 1976 wurde aus dem Zusammenschluss von 15 Dörfern eine LPG (P), Sitz Diekhof, mit 5600 Hektar LN gebildet. Ferner entstanden 2 LPG (Ti). Der Nutzen war die Steigerung der AP, der rationelle Einsatz und die Auslastung der Technik und auf allen Gebieten Arbeitserleichterung. Dieser LPG war es möglich, die Erträge von Jahr zu Jahr zu steigern. Die große LPG wird zur Zeit geleitet von Hermann Wigger, einem Sohn eines ehemaligen Landarbeiters, der noch die einklassige Volksschule besucht hatte. Partei und Regierung haben die Möglichkeit geschaffen, dass auch Kinder von Arbeitern unter Beweis stellen können, wozu sie in der Lage sind. Wo früher Grafen, Majore, Rittmeister und sonstige Junker regierten, ist es heute ein Arbeitersohn, der lenkt und leitet. Im Jahre 1984 wurden die großen Leistungen des LPG-Vorsitzenden Hermann Wigger mit der Auszeichnung „Held der Arbeit“ gewürdigt.

 

In siebenhundert Jahren gab es für Striesenow Höhen und Tiefen. Die Gesellschaftsordnungen haben sich oft geändert. Über 600 Jahre gab es Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Die sozialistische Gesellschaftsordnung, in der die Partei der Arbeiterklasse die Führung übernommen hat, hat alle Menschen auf einen anderen Weg geführt. Die Arbeiter sind frei, die Ausbeuter sind verschwunden und deshalb sind im Sozialismus die größten Fortschritte für Striesenow und seine Einwohner zu verzeichnen.

 

Mit Stolz und in Zufriedenheit werden die Bürger von Striesenow, zur Zeit 100 Einwohner, den 700.Geburtstag ihres Dorfes feiern. Der jetzige Bürgermeister, Joachim Remer, ein ehemaliger Einzelbauer wird mit dem Festausschuß alle erforderlichen Vorbereitungen treffen.

 

Wenn Striesenow im Juli 1985 im Festschmuck steht und Rückschau auf die Vergangenheit gehalten wird, kann man nur sagen:

 

„ Striesenow, wie hast Du Dich in 700 Jahren verändert!“

 

 

 

Striesenow 1985